Neubetrachtung einzelner Dogmen

30.05.2013 22:50

Mit diesem Beitrag schließe ich an das Walsch-Zitat des ersten Beitrages an. Zum einen gefällt mir daran, dass damit alle Menschen, egal auf welchen Wegen sie unterwegs sind, auf alle Fälle zu Gott gelangen können und werden. Das erscheint mir auch insofern logisch, als Gott ohnehin überall ist, weshalb du Gott auch niemals "entkommen" oder "entgleiten" kannst (vgl. Psalm 139).

Zum anderen lässt sich ausgehend von dieser Aussage auch das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes neu betrachten. Als studierter Theologe weiß ich, dass ein Dogma eine Glaubenswahrheit festlegt, hinter die nicht zurückgegangen werden kann. Ein Dogma lässt sich also nicht mehr aufheben, wohl aber erweitern. Wenn wir nun auf keinem unserer Wege Gott verfehlen können, dann sind wir in diesem Sinne "unfehlbar" wie der Papst. Somit ist durch das Dogma der Unfehlbarkeit für den Papst das unumstößlich ausgesagt worden, was in einem gewissen Sinn für uns alle gilt: Jeder und jede von uns ist unfehlbar!

Eine ähnlich ungenierte und vielleicht nicht ganz kirchenkonforme Herangehensweise funktioniert auch bei anderen Dogmen. Nehmen wir als Beispiel das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Wie wir alle wissen handelt es sich hierbei um die Glaubensaussage darüber, dass Maria von der Erbsünde befreit und damit unbefleckt im Schoß ihrer Mutter empfangen wurde. Die bis dahin gültige Auffassung, dass im Zuge des Geschlechtsverkehrs durch die Übertragung der männlichen Samenflüssigkeit auch die Erbsünde übertragen wurde ist damit für die Zeugung Marias ohne Relevanz. Nun hatte die Auffassung der Kirchenväter zum Thema Sexualität und Sündenübertragung zwar einen schwerwiegenden und bis heute spürbaren Einfluss auf die Glaubens- und Sittenlehre der Kirche, dennoch blieb die Theologie dabei nicht stehen, sondern entwickelte sich weiter dahingehend, sowohl den Zeugungsakt, als auch die mit dem Akt verbundene Lust der am Akt beteiligten Menschen als gottgegeben anzusehen und nicht mehr mit Sündenübertragung in Zusammenhang zu setzen. Damit wird auch das Dogma der Unbefleckten Empfängnis für uns interessant und wir dürfen formulieren, dass nicht nur Maria, sondern wir alle, jeder und jede von uns unbefleckt empfangen worden sind, denn jeder Zeugungsakt ist Wille Gottes und von Gottes Liebe begleitet.