Häretisch-Katholisch

02.12.2015 06:14

Aufgewachsen in einem mittelständisch-bürgerlichen Elternhaus mit römisch-katholischer Religionszugehörigkeit und sonntäglichem Gottesdienstbesuch in der ländlich geprägten Pfarrgemeinde fühlte ich mich als langjähriger Ministrant sehr wohl beim Dienst am Altar und überhaupt im Kirchenraum. Mein charismatischer Jugendkaplan inspirierte mich dazu, meine Hauptschulbildung durch den Besuch eines Oberstufengymnasiums mit Matura (Abitur) zu erweitern, um Theologie studieren zu können, mit dem Ziel, ebenfalls Priester zu werden.

Die Entdeckung meiner Libido mit Hilfe meiner ehemaligen hartnäckigen Schulkameradin und mittlerweile langjährigen besten Freundin ließ mich zwar vom Priesterberuf absehen, die Theologie allerdings ließ mich nicht mehr los, weshalb ich mich durch lange Jahre eifrigen Studierens bis zum Magistertitel (Diplom) und damit ausgebildeten Theologen röm.-kath. Prägung arbeitete als welcher ich nun diese Zeilen schreibe.

Im Laufe meines Studiums lernte ich die kirchliche Lehre und deren Hintergründe kennen sowie meinen eigenen Glauben immer wieder aufs Neue zu hinterfragen und mit der besagten kirchlichen Lehre in Einklang zu bringen, was mir in Bezug auf einzelne zum Teil sehr grundlegende Glaubensaussagen in zunehmendem Maße schwerer viel je länger mein Studium dauerte. Schließlich schlitterte ich am Ende meines Studiums in meine bisher schwerste Glaubenskrise, von der ich mich durch die Lektüre eines Buches erholte, das mir meine bereits erwähnte beste Freundin empfohlen hatte: "Gespräche mit Gott" von Neale Donald Walsch. Von Walschs Gedanken und Erfahrungen inspiriert begann ich zu meinem eigenen Glauben zu stehen und gleichzeitig die röm.-kath. Lehre, die mich so lange geprägt hat, im Licht meines Glaubens zu sehen und neu zu interpretieren. Dieses Vorhaben ist nicht immer ganz einfach und stößt zuweilen an scheinbar unüberwindbare Grenzen, dennoch bleibt es ein spannender Prozess, an dem ich meine werte Leserschaft auf dem Weg dieses Blogs teilnehmen lassen möchte.

Die Wortschöpfung "häretisch-katholisch" kam mir anhand meiner alternativen Glaubensgedanken bei gleichzeitiger Verwurzelung in der einen heiligen katholischen und apostolischen Kirche, die im althergebrachten Glaubensbekenntnis der großen christlichen Kirchen erwähnt ist und nicht deckungsgleich ist mit der röm.-kath. Kirche, wie wir sie heute kennen.